Projekt: On AG in Zürich (Innenarchitektur/Planung: Brunner Mettler Co. und On // Foto: Eduardo Perez
©Eduardo Perez

27. März 2023

New Work goes Mittelstand

Thilo Weinland arbeitet seit 30 Jahren mit Vitra-Produkten und plant seit über 20 Jahren New Work-Arbeitsumgebungen. Er ist Gesellschafter der projekt\/\/partner in München und Dortmund. Wir sprachen mit Weinland über die Herausforderungen von New Work.

Thilo, alle reden über New Work. Ihr plant schon seit 20 Jahren moderne Open-Space-Büros. Freut Ihr Euch, dass dieser Trend auch im Mittelstand angekommen ist?

 

„Angekommen“ hört sich so an, als würden deutsche Mittelständler dem Trend hinterhertrotten. Da muss ich vehement widersprechen. Mittelständler haben das Thema eher entdeckt als die meisten Konzerne. Wir haben unser erstes New-Work-Office 2001 im Sauerland realisiert – in der ehemaligen Fahrzeughalle eines Produktionsunternehmens aus einer sehr konservativen Branche. Gerade Mittelständler wissen, dass sie sich bewegen müssen. Deutsche Mittelständler sind als Exportweltmeister besonders von ihrer Innovationskraft abhängig. Und agile Prozesse funktionieren in konventionellen Büros kaum.

Und zweitens sind Mittelständler vom War for Talents besonders betroffen. Wenn man im Sauerland oder auf der Schwäbischen Alb sitzt, ist es eben noch etwas schwerer als in den Metropolen, die richtigen Leute ins Unternehmen zu holen und zu binden. In Bewerbungsgesprächen wurde vor 20 Jahren vor allem über Gehalt und Aufstiegsoptionen gesprochen. Heute geht es auch um Work-Life-Balance. Auch die Frage, wie das Büro aussieht, ist für das Unternehmen zu einem wichtigen Argument geworden. Wer da mit einer verstaubten Atmosphäre aufwartet, hat immer weniger Chancen, den richtigen Nachwuchs zu finden.

Aber bei New Work denken die meisten Menschen erst mal an Silicon Valley oder Start-ups in Kreuzberg …

 

Da ist aber Vorsicht geboten. Ein Kickertisch und ein Kühlschrank mit Mate sind noch nicht New Work. Und das typische New-Work-Büro gibt es schon gar nicht. New Work bedeutet, die Anforderungen genau zu analysieren und eine exakt auf das Unternehmen und dessen Mitarbeitende zugeschnittene Lösung zu entwickeln. Dazu können auch ganz klassische Einzelbüros gehören, wenn die Arbeitsweise das erfordert. New Work besteht eben aus viel mehr als nur ein paar hippen Klischees.

Open Space Office Loungebereich
©Eduardo Perez
Viele Mittelständler glauben, dass New Work ein Luxus ist und es dafür die passende, moderne Umgebung braucht. Doch New-Work-Lösungen sind oft besonders flächenökonomisch und funktionieren bestens in Bestandsbauten.

Aber Google oder Facebook können aus dem Vollen schöpfen und für viel Geld Bürolandschaften mit Yogastudios und anderen Annehmlichkeiten in die kalifornischen Berge bauen. Das typische deutsche mittelständische Unternehmen steht unter Wettbewerbsdruck und hat weder das nötige Kleingeld noch das passende Umfeld für ein großes Headquarter mit allem Luxus.

 

Erneut Einspruch. Erstens wissen Unternehmer sehr genau, dass sie in ihre entscheidenden Wettbewerbsfaktoren investieren müssen. Und der zentrale Faktor ist der Mensch, gerade wenn der auch noch kreativ sein muss. Investments in New Work sind also immer sehr, sehr gut angelegtes Geld mit einem grandiosen Return on Investment. Und zweitens muss New Work nicht sündhaft teuer sein und ist damit auch sicher kein Luxus. New-Work-Lösungen sind meist besonders flächenökonomisch. Man spart in vielen Fällen Platz und damit Geld. Drittens geht New Work auch hervorragend in Bestandsgebäuden. Der klassische, nüchterne Verwaltungsbau mit seinen 400-Quadratmeter-Etagen aus den 60ern oder aus den 80ern ist oft bestens geeignet. In diesem Heft zeigen wir gute Beispiele. Ich habe es eben erwähnt: Wir haben schon sehr gute Lösungen in einer alten Fahrzeughalle realisiert. Das Unternehmen hatte diese Option gar nicht auf dem Zettel, bis wir uns gemeinsam umgeschaut haben. Dann machte es klick, und der geplante Neubau wurde überflüssig. Dieser Kunde hat viel Geld gespart!

Kommen wir noch zur spannenden Frage: Was haben die letzten Monate mit Pandemie und Homeoffice für Auswirkungen auf das Büro von morgen?

Die Auswirkungen sind enorm, ich habe noch nie eine so einschneidende Veränderung der Arbeitswelt erlebt. Wir können aber feststellen, dass Unternehmen, die sich schon vor der Pandemie intensiv mit agilen Arbeitsmethoden und daraus folgenden organisatorischen Anpassungen an Ort und Art der Arbeit beschäftigt haben, besser vorbereitet sind. Das Mindset war bereits offener, und die aktuellen Herausforderungen knüpfen nahtlos an bisherige an. Nur geht es jetzt dynamischer zu, die Treiber sitzen auf einmal an allen Schaltstellen der Gesellschaft, in der Politik und der Unternehmensführung. Wir steigen daher noch früher in den Dialog mit unseren Kunden ein, meist mit einem Workshop. Hier erfahren wir mehr über die DNA des Unternehmens und bekommen ein Gefühl für die Organisation – und haben so die Möglichkeit, die besten Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

Hast Du noch einen Tipp für das richtige Bürokonzept?

Ja, den möchten allerdings die wenigsten hören. Wer aktuell ein Büro plant, sollte mit viel kürzeren Zyklen der Anpassung rechnen. Wir empfehlen bereits in der Planungsphase, mögliche Szenarien zu überprüfen. Große Flächen sollten nicht mit festen Einbauten zoniert werden, selbst Besprechungs-, und Rückzugsräume sollten in Bezug auf Ort und Größe anpassbar sein. Die Flächen sollten eine flexible technische Infrastruktur besitzen, damit Akustik, Beleuchtung und der leichte Zugriff auf das Ladekabel dem veränderten Bedarf folgen können.

Der zentrale Faktor ist der Mensch, gerade wenn der auch noch kreativ sein muss. Investments in New Work sind also immer sehr, sehr gut angelegtes Geld mit einem grandiosen Return on Investment.

Thilo Weinland, Geschäftsführer projekt\/\/partner

Kontakt

Hallo, ich bin Thilo Weinland. Sie möchten mehr über New Work Arbeitsumgebungen wissen? Sprechen Sie mich an!

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